Waldemar

axonometry south-west
site plan
concept diagrams
site plan
first level
second level
third level
elevation south
elevation north
axonometry north-east

Leitidee

Das Biosphärengebiet Schwarzwald ist geprägt von weiten Wäldern und offenem Weideland. Diese beiden Landschaftsräume stehen in Beziehung zueinander und schaffen abwechslungsreiche Natur- und Raumerlebnisse. Das Besucher- und Informationszentrum, als Repräsentant des gesamten Gebietes, spiegelt diese Eindrücke und überführt sie in ein architektonisches Bild: Das Gebäude als Wald, umgeben von Plätzen und Stadträumen, die großzügigen Weiden gleichen.

Wie der Wald erscheint das Bauwerk von außen betrachtet in einheitlicher Gestalt. Es hebt sich klar von der Umgebung ab, ist aber trotzdem durchlässig und einladend. Im Inneren entsteht eine offene und vielfältige Struktur, die geprägt ist von horizontalen und vertikalen Schichtungen. Klar ausformulierte Konstruktionselemente schaffen eine Varianz an unterschiedlichen Zwischenräumen, die sich von kompakt bis weiträumig erstrecken.Architektonisch wird dieser Grundsatz durch eine vorgehängte Gitterstruktur aus Holz formuliert, die über einer vollflächig verglasten Erdgeschosszone liegt und auch das komplette Dach bedeckt.Der klare Baukörper wächst ähnlich eines Waldes den Hang empor. Die unterste Ebene ist offen und durchlässig. Die oberen Ebenen umgibt eine hölzerne Gitterstruktur, die von traditionellen Fachwerkkonstruktionen der Schwarzwaldhäuser inspiriert ist. Neben der Verschattung verleiht die Gitterstruktur der Außenwand eine Einheitlichkeit und erzeugt ein aufregendes Licht- und Schattenspiel.

Das Thema Wald prägt auch den Innenraum: Entlang der zwei dominierenden städtebaulichen Kanten wurden Konstruktionsraster aufgespannt und über das gesamte Grundstück projiziert. Die Überlagerung dieser zwei Systeme ermöglicht ein hohes Maß an Variationsmöglichkeiten bei der Verteilung der vertikalenKonstruktionselemente. Die Strenge eines herkömmlichen statischen Konzepts wird somit aufgelöst und gewinnt eine neue räumliche Komplexität. Es entsteht ein Wald aus Stützen, der die Besucher auf ihrem Weg durch die Ausstellung begleitet.

Städtebauliche Einfügung und Neuordnung

In stringenter Weise überträgt der Entwurf die Bedingungen des Ortes und der Aufgabenstellung in einen vielschichtig lesbaren Baukörper, der mit dem Kontext in Dialog tritt.Das Wettbewerbsgebiet sehen wir als Bindeglied zwischen den umliegenden Wohnbebauungen und dem öffentlichen Quartier bestehend aus Rathaus, Schule und Kirche im Süden. Der vorgeschlagene Baukörper verbindet beide Gebiete und greift gleichzeitig die beiden Straßenkanten an der Freiburger Straße und der Schwarzwaldstraße auf. Entlang dieser Straßenfluchten tritt der Baukörper mit einer orthogonalen Kubatur in Dialog mit der Umgebungsbebauung. Die städtebaulich wichtige Blickachse zwischen Schule und Rathaus verweist auf den Haupteingang des Besucherzentrums. Dem sanften Hang des Baugrundstücks folgend,entwickelt sich der Baukörper organisch zwischen den beiden Straßenkanten. Während sich die Gebäudehöhe entlang der Freiburger Straße am Kontext orientiert, flacht sie in Richtung Schwarzwaldstraße ab und übernimmt somit die räumliche Wirkung des Hangs. Durch den Schwung der beiden Außenwände entstehen gefasste Platzsituationen und Grünräume. Östlich des Gebäudes wird damit der Rathausvorplatz erweitert. Auf der Westseite entsteht ein Landschaftsgarten als Erweiterung des Foyers und des Seminarbereichs. Die Topografie desbegrüntenBestandshangswird als Landschaftraum erhalten, die Wegebeziehungenzwischen den unterschiedlichen Niveaus bleiben bestehen und werden durch die Außenbereiche des Restaurants ergänzt.

Baukonstruktion und technische Ausrüstung   

Die baukonstruktiven Überlegungen folgen ausnahmslos nachhaltigen und ressourcenschonenden Prinzipien. Die traditionelle Bauweise der prägenden Schwarzwaldhäuser dient hierbei als Inspiration. Einige Konstruktionsprinzipien der Schwarzwaldhäuser werden aufgegriffen und in das neue Bauwerk überführt. Vorgeschlagen wird ein Holzskelettbau mit aussteifenden Kernen aus Brettsperrholz. Die tektonisch gefügten Tragelemente bleiben im Innenraum erfahrbar. Zur Verwendung kommen weitestgehend regionale Baustoffe wie das Holz der Weißtanne. Die Gründung und erdberührte Bauteile werden aus Stahlbeton mit einem hohen Anteil an Recyclingbeton gefertigt.

Die vorgehängte Gitterstruktur aus Holz, die sich über Fassade und Dach erstreckt vereint eine Vielzahl von Funktionen in sich. Über eine Anpassung der Maschenweiten wird der Verschattungsgrad auf die jeweiligen Erfordernisse hin optimiert. Außerdem dient das Gitter als Rankhilfe für eine bodengebundene Fassadenbegrünung und als Unterkonstruktion für Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Die konsequente Ausrichtung des gesamten Daches in Richtung Süden maximiert den Energieertrag. Niederschlagswasser wird im Gebäude gesammelt und verwendet.

  Type Visitor and Information Center Biosphere Reserve Schwarzwald
 
  Location Todtnau, Germany
 
  Year 2021
 
  Status Competition entry
 
  Team Lukas Schlicht