Existing condition and building process
Haus S
Ein Siedlungshaus
Das Haus wurde in den 1930er Jahren zusammen mit den Nachbarbauten der Kleinsiedlung im Rahmen eines Siedlungsbauprogramms verwirklicht. Es hatte ursprünglich nur eine Grundfläche von 4 x 8 m mit einer Wohnküche, einem kleinen Zimmer und zwei Schlafzimmern im Obergeschoss, einer Waschküche und einem Stall für Hühner und Kaninchen. Der Stall und der Wirtschaftsraum waren in einem Anbau des Doppelhauses untergebracht. Seit der Erbauung erfuhr das Siedlungshaus, wie fast alle umliegenden Gebäude viele Überformungen. Zuletzt wurden in den 1990er Jahren ein Verbindungbau zwischen Haupthaus und Stallgebäude, sowie ein seitlicher eingeschossiger Anbau an das Haupthaus realisiert. Darauf aufbauend wurde das Siedlungshaus weiterentwickelt.
Städtebau und Architektur
Städtebaulich orientiert sich der Entwurf an dem vorgefundenen Siedlungshaustypus. Die Verlängerung des Steildachs verbindet den bestehenden Anbau mit dem Haupthaus und fügt sich in die Straßenflucht ein. Die geradlinige und klare Ausbildung des Giebels und der neuen Gauben hebt sich allerdings bewusst von umgebenden Bauten ab.
Die Raumaufteilung im Inneren wurde komplett neu gedacht und auf die Bedürfnisse der Bauherrenschaft angepasst. Ziel war ein offenes Wohngefüge mit einer weiträumigen Atmosphäre mit viel natürlichem Licht. Um dies zu erreichen wurden im Zwischendecken entfernt und damit auch die alte Holzkonstruktion freigelegt, großzügig verglaste Gauben errichtet und Dachfenster eingebaut, Wanddurchbrüche hergestellt und Wände teilweise ganz entfernt. Die ursprüngliche Enge des Siedlungshauses ist einer angenehmen Weite gewichen, die einem zeitgemäßen Wohnen entspricht.
Der Wohn- und Essraum im gartenseitigen Anbau orientiert sich über vergrößerte Fensteröffnungen zum Grünen. Das ehemalige Stallgebäude beherbergt nun die Küche, die sich zum Wohnbereich ausrichtet. Das alte Mauerwerk und die Deckenbalken wurden hier teilweise sichtbar gemacht.
Die neu geschaffene Diele ist das Zentrum des Haupthauses und erstreckt sich bis unter den First über drei Ebenen. Dorthin orientieren sich drei Räume im Erdgeschoss, sowie, über die Treppe und die Galerie, auch der private Bereich der Bauherren im Obergeschoss. Dort befindet sich neben dem Schlafzimmer, welches sich über ein Panoramafenster hin zum Garten öffnet, auch das Badezimmer, das über die neu entstandene Gaube belichtet wird.
Konstruktion und Ausbau
Oberste Prämisse war der Erhalt und die Wiederverwendung von bestehender Bausubstanz. Eine eingehende Beschäftigung mit allen Bauelementen und eine intensive Planung waren daher nötig. Der Bestand wies eine starke Heterogenität auf und besonders die Anbauten aus des 1990er Jahren waren hinsichtlich der verbauten Materialien und der Ausführungsqualität problematisch und musste an vielen Stellen durch neue Elemente verstärkt werden. Neue Bauteile, wie der Steildachaufbau auf dem straßenseitigen Anbau und die Gaube im Bestandsdach wurden in Holzrahmenbauweise, inkl. einer Dämmung aus Holzwolle ausgeführt. Die Fassaden der neuen Giebelwand und der Gauben wurden mit einer Deckleistenschalung aus unbehandeltem Lärchenholz versehen. Alte Holzböden wurden abgeschliffen und neu geölt. Da sich die Maße der Fensteröffnungen größtenteils geändert haben, wurden die Kunststofffenster gleich durch Holzfenster ersetzt. Bestehende Installationen, wie die Gastherme mit Solaranbindung wurden, wo es möglich war weiterverwendet oder in die Neuinstallation integriert.
Type | Refurbishment and expansion of a private residence |
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Location | Leipzig, Germany |
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Year | 2020 – 2021 |
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Status | Completed |
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Photos | Sebastian Bartsch |